Präsentiert:

Neu St. Alban, Gilbachstraße 25
(am Stadtgarten), 50672 Köln

Die Konzertreihe Ambient Chapel versteht sich als moderne Erweiterung verschiedener Spielarten und Elemente im Ambient, die einen Fokus auf experimentelle Sichtweisen und als Reihe die Etablierung der Spielstätte Neu St. Alban als kultur- und generationsübergreifende Community anstoßen möchte.

14.4.

FR 20.00 H
12 €

AMBIENT CHAPEL 1
JAMES FERRARO
ECHO HO 

28.4.

FR 20.00 H
12 €

AMBIENT CHAPEL 2

BRÜDER SELKE & LAURE BOER
ROMAN HIELE

12.5.

FR 20.00 H
12 € + VVG / 14 € Abendkasse 

AMBIENT CHAPEL 3

JESSICA EKOMANE
SOFIA LABROPOULOU & SHABNAM PARVARESH

17.6.

Sa 20.00 H
12 € + VVG / 14 € Abendkasse 

AMBIENT CHAPEL 4

LAWRENCE
SONAE
WILD TERRIER ORCHESTRA

James Ferraro

Dem US-amerikanischen Pionier des elektronischen Hypnagogic Pop und Vaporwave gelang es in seinem Oeuvre immer wieder, die Schnittstellen zur experimentellen Neo-Klassik ästhetisch zu zerlegen und politisch aufzuladen. Ferraros aktuelle Vorliebe für schwebende synthetische Chorstimmen verschmilzt mit einer akustischen Hyperrealität aus elektronischen Sounds, Drones und Sound Collagen – ein kritischer Futurismus, inszeniert als sakrale Dystopie der Postmoderne, wie die Weltpremiere seiner Performance „Plague“ (Pest) im HKW Berlin 2018 bereits eindrucksvoll belegte. James Ferraro veröffentlichte u.a. auf Labeln wie Hippos in Tanks und New Age Tapes, schon sein Album Far Side Virtual von 2011 wurde vom britischen Musikmagazin The Wire zum Album des Jahres gewählt und griff bereits damals das musikalische Ambiente digitaler Konsumkultur und Hyperrealität auf.
 

ECHO HO

Die interdisziplinäre Künstlerin Echo Ho aus Köln inszeniert als Klangkünstlerin ihre Musikproduktionen und Performances als interdisziplinäres Erleben. Eines ihrer letzten Hörstücke etwa, „Wandering Lake – an atomic opera“ (zusammen mit Ulrike Janssen), setzt sich akustisch und musikalisch mit den Phasen einer Atomexplosion auseinander, die als experimentelle Erkundung von Stimmen und erinnerten Klängen komponiert wurde. In ihren instrumentalen Live-Performances spielt Echo Ho unter ihrem Projektnamen „Zo-on slows“ verschiedene, auch elektronische und teils selbst entwickelte Instrumente, die sie mit ihrem Computer klanglich manipulieren kann, so auch eine aus Plexiglas gefertige, elektrifizierte „Slow Quin“, die eine Variante der traditionellen siebensaitigen chinesischen Zither Guzheng darstellt. International zeigte Echo Ho ihre Arbeiten unter anderem im Center-A in Vancouver und He Xiangning Art Museum Shenzen. 

Brüder Selke & Laure Boer

Die feinsinnig experimentellen Erkundungen des poly-instrumentalen und renommierten Komponistenduos Brueder Selke (manchmal unter dem Alias CEEYS) aus Ost-Berlin treffen auf die hypnotischen Improvisationen der Wahlberlinern Laure Boer! Letztere war in den vergangenen Jahren auch in einige Projekte mit Mentor Rabih Beaini, dem Gründer von Morphine Records, involviert, mit den Bruedern Selke gab es dann 2021 eine erste musikalische Begegnung der drei im Rahmen des Q3Ambientfests in Potsdam als improvisiertes Zusammenspiel aus Cello, Klavier, Elektronik und selbst entwickelten Instrumenten im extravaganten Setup zu sehen. Laure Boer erarbeitet ihr stetig wachsendes und experimentelles Instrumentarium auch im Sinne einer künstlerischen Forschung und man darf gespannt sein, wie sich ein Wiedersehen aller diesmal als Performance präsentiert.

Roman Hiele

Der belgische Künstler Roman Hiele gehört zu den avancierten Komponisten aus Belgien, als Interpret und Erforscher synthetischer und akusmatischer Musik bewegen sich seine Klangwelten zwischen rhythmischen Reflexionen und eleganten Harmonien, die er im Club oder in experimentellen Live-Sets präsentiert. Hiele veröffentlichte seine Musik auf Labeln wie Ultra Eczema und Ekster, 2016 veröffentlichte YYAA Recordings seine frühere Performance im Schinkel Pavillon Berlin, im selben Jahr erschien sein erster OST für den Dokumentarfilm „Saints“. Neben mehreren Künstlerresidenzen, Kollaborationen, Musik- und Sounddesign-Arbeiten für Film-, Theater- und Kunstprojekte hat er 2022 die Klangarbeit „Migrating Together“ zusammen mit Laure Prouvost komponiert als Teil des von Europalia Train & Tracks in Auftrag gegebenen Kunstpfades „Endless Express“.

Sofia Labropoulou & Shabnam Parvaresh

Die dritte Ausgabe der Ambient Chapel begrüßt eine weitere, noch recht junge Kollaboration aus orientalischer Kastenzither und Klarinette: Die in Wien ansässige griechische Komponistin und Kanun-Koryphäe Sofia Labropoulou trifft auf Shabnam Parvaresh. Nachdem Parvaresh 2013 den Iran verließ, um in Osnabrück ihre künstlerischen Studien fortzusetzen, gewann sie seitdem als Klarinettistin mehrere Preise, u.a. den Contra Musikpreis für Jazz-Klarinette und veröffentlichte 2022 mit ihrem Trio Sheen ihr Debütalbum, all dies neben ihrer Tätigkeit als bildende Künstlerin und Kuratorin. Beide Musikerinnen gehören derzeit zu den begehrtesten Instrumentalistinnen, wenn klangästhetische Schnittstellen berührt werden sollen in klassischen Orchestern und in der Neuen Musik, im Jazz, im Rahmen von elektronischen Experimenten oder Folk-Projekten. Auch Sofia Labropoulous letzte Veröffentlichung Sisyphus zeugt von diesem spannenden klangästhetischen Zugriff, der einen bemühten transkulturellen Diskurs längst abgelegt ab.

Jessica Ekomane

Im Rückblick gelang 2019 der damals noch unbekannten Computermusikerin und Klangkünstlerin Jessica Ekomane mit ihrer Veröffentlichung Multivocal ein großer Wurf, der ihr den Weg zu einer regen Konzerttätigkeit eröffnete. Auf dem Ambient Festival 2020 konnte die französische Wahlberlinerin bereits ihre immersiven Klanglandschaften in Köln vorstellen. Sowohl ihre gezielt produzierten psychoakustischen Effekte, als auch ihr Verständnis von Sound als kollektive Matrix werden über die quadrophone Ausrichtung ihrer Kompositionen für das Publikum in einem Setup erfahrbar, das auch in ihren Klanginstallationen Verwendung findet. In diesem Jahr konnte Ekomane neben ihrer Lehrtätigkeit an der UdK in Berlin den renommierten Villa Romana-Preis 2023 entgegennehmen für weitere Klangforschungen. Man darf erwarten, dass Ekomanes vertiefte künstlerische Recherche der letzten Monate in ihren neuen Klangkonzepten aufblühen wird.

Lawrence

Peter Kersten hat sich unter seinem Künstlernamen Lawrence immer mit musikalischer Hingabe in zeitlose Tiefen begeben, entweder von Hamburg aus auf internationalen Musiklabeln oder auf dem eigenen Label Dial Records mit den Kollegen David Lieske und Paul Kominek. Sowohl für den Club als auch in experimentellen Live-Formaten bleibt sein Sound subtil in Klanggestaltung und Arrangement, bildet Synthesen zwischen akustischen Instrumenten, Field Recordings und elektronischen Elementen, falls er nicht in seinem Trio Sky Walking mit Christian Naujoks und Richard von der Schulenburg am Vibraphon ein paar Improvisationen einlegt. Seine jüngeren Veröffentlichungen (Music For Plants oder Birds On The Playground) erinnern dabei an die fragilen Entitäten und besonderen Momente, die uns begegnen – z.B. auf einem Spielplatz für transzendente Körper zur blauen Stunde. Welche dieser Wesen er für die Ambient Chapel im Gepäck haben wird, bleibt sein Geheimnis bis zum 17. Juni.

Sonae

Die Kölner Produzentin Sonia Güttler gehört zu den künstlerisch markanteren Vertreterinnen im experimentellen Feld der Ambient Music. Ihre Vita weist sie als erfahrende, kooperative Produzentin und Veranstalterin im Rahmen von Female Pressure aus und Kollaborateurin des Label-Kollektivs Monika Werkstatt seit ihrem Debüt 2015 (Far Away Is Just Around The Corner). Neben Tonträgern, Produktionen, ihrem Master-Studium und vielen Live-Performances nahm sie ein Stipendium am Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) der Stanford University in Kalifornien wahr, auch eine Künstlerresidenz im Düsseldorfer Klingklang Studio – Wegstrecken, die sie für ihren künstlerischen Input gut nutzen konnte. In den letzten Jahren war Sonae verstärkt in Kunstprojekte eingebunden, etwa mit Mischa Kubal und Katsunori Sawa und nahm auch als Autorin zu weiblichen Rollen in der elektronischen Musik Stellung.

Wild Terrier Orchestra

Wild Terrier Orchestra, so heißt das aktuelle Projekt des Elektronikproduzenten Dimitris Papadatos aus Athen. Vielen Musikfans bekannt als Jay Glass Dubs, wird er für die Ambient Chapel sein Orchester als Duo präsentieren: nämlich sich selbst zusammen mit seiner griechischen Kollegin Foteini Korre an der Ney-Flöte in einem komplexen Live-Set aus dicht verwobenen Strukturen und Sounds. In diesem intuitiven Prozess des Zusammenspiels kann es zu Fragmenten und Improvisationen kommen, die sich loslösen und spielerischen Methoden wie Cadavre Exquis und Cut-Ups folgen, mit weichen Harmonien wieder eingefangen werden. Einen Vorgeschmack zu den daraus entstehenden Klanglandschaften gibt das erste Album des Orchesters (Even The Chimera), denn hier sind surreale Schwebezustände der Schlüssel zum Aufbegehren.

Künstlerische Leitung: Waltraud Blischke
Veranstaltung & Konzept: Dietmar Saxler / Ambient Festival

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